Vielleicht hast du schon Kinder, vielleicht erwartest du dein erstes. Wie auch immer deine Situation aussehen sollte, eine Sache ist recht sicher, du wirst dich zu einem Zeitpunkt mit der Inkontinenz seines Babys auseinandersetzen müssen. Standardmäßig ist, zumindest in der westlichen Gesellschaft, die Wegwerfwindel verbreitet. Diese ist zwar in der Bedienung bequem bringt aber auch große Nachteile mit sich.

Meines Wissens nach, ist es bisher nicht gelungen, eine komplett kompostierbare Windel zu entwickeln, es ist also ein riesiges Müllproblem. Ein durchschnittliches Neugeborenes braucht am Tag acht Windeln und die gesamte Wickelzeit kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Man kann das jetzt natürlich so hinnehmen, aber es gibt Alternativen! Wenn man sich für das klassische Wickeln und nicht zu Windelfrei (dazu an einem anderen Punkt mehr) entscheidet, sind Stoffwindeln eine super Alternative. Schon lange ist die alte Stoffwindel, die stundenlang ausgekocht werden musste passé. Es gibt praktische, hübsche und einfach zu bedienende Stoffwindeln. Hier aber erst einmal die fünf Hauptgründe, die für Stoffwindeln sprechen.

1.) Nachhaltigkeit.

Wie vorhin schon angerissenen, ist der Nachhaltigkeitsgedanke mein Hauptbeweggrund für Stoffwindeln. Sie können immer und immer wieder verwendet werden, ich selbst habe noch Mullwindeln, mit denen ich selbst gewickelt wurde. Meine Mutter hatte sie damals auf einem Flohmarkt gekauft, also dürften sie weit über 30 Jahre alt sein und haben mindestens 5 Wickelkinder überlebt.

2.) Geld.

Eine Stoffwindel kostet neu etwa zwischen 5 und 50 Euro. Die billigste Windel bei meinem Lieblingsdrogeriemarkt kostet in etwa 10 Cent das Stück. Nach 50 bis 500 Verwendungen haben sie sich also allerspätestens gelohnt. Und erinnern wir uns einmal zurück an wie viele Windel am Tag ein Baby braucht (rechnen wir einmal mit durchschnittlich 5 Stück, denn nach der Neugeborenenphase wird es sehr viel entspannter, keine Sorge), haben wir das in 10-100 Tagen wieder amortisiert. Ja, natürlich wird man mehr als eine Windel brauchen, trotzdem: wenn man sich nicht für das absolute haute-couture Modell entscheidet, wird man fast nicht am Sparen vorbeikommen. Zusätzlich scheint generell in der „Stoffwindel-Community“ eine sehr nachhaltigkeitsaffine Einstellung zu herrschen. Man bekommt Stoffwindeln sehr gut gebraucht uns spart so noch einmal mehr Geld.

3.) Sie sind schön.

Wenn man einmal anfängt sich bei verschiedenen Stoffwindeln umzuschauen, wird man bald merken, was für tolle verschiedene Windeln es gibt. Es gibt Überhosen mit tollen Drucken, schöne Wollüberhosen, ganz klassische Schlupfüberhosen. Manch einer hat da schon eine leichte Sucht entwickelt, auch wenn man jetzt nicht mehr unbedingt noch eine weitere bräuchte…

4.) Sie sind oft sanfter auf empfindlicher Haut.

Ohne jetzt eine groß angelegte Studie, um das zu beweisen: häufig scheinen natürliche Stoffe auf empfindlicher Haut weniger Irritationen mit sich zu bringen. Meine Kinder zumindest hatten in Stoffwindeln weniger Hautproblemen als in Wegwerfwindeln. Zusätzlich sind gerade bei kleinen Babies die etwas dickeren Stoffwindeln gleich breit gewickelt, was sich vorteilhaft auf die Hüftentwicklung auswirkt (bei leichter Hüftdysplasie wird als Therapie sogar weit gewickelt).

5.) Die Kacksplosionen sind wirklich seltener in Stoffwindeln

Wirklich. Ich verspreche es. Und ich möchte ganz ehrlich sein: Ja, die Wickelfrequenz ist etwas erhöht und gelegentliche Pipi Ausläufe hatten wir auch. Aber die schlimmsten Kaka Katastrophen waren in Wegwerfwindeln, solche die bis an den Nacken reichten. Und das allein ist wirklich schon viel wert.

Jetzt mag die Idee von Stoffwindeln nach mehr Arbeit klingen, aber ich verspreche es ist wirklich nicht schwierig: die moderne Stoffwindeln sind wirklich so einfach anzulegen, wie eine normale Wegwerfwindel. Und ein großer Vorteil: Muttermuttermilch ist wasserlöslich und eine Windel kann einfach so wie sie ist in die Waschmaschine geworfen werden. Wenn man genügend Stoffwindeln hat, kann es reichen nur einmal wöchentlich eine zusätzliche Wäscheladung zu waschen, der zusätzliche Aufwand ist alsowirklich überschaulich und außerdem muss man nicht dauernd neue Windeln kaufen.

Trotzdem: man muss nicht 100% Stoffwindeln wickeln. Man kann auch beispielsweise nur zu Hause Stoffwindel benutzen, nur nachts, nur tags, nur am Wochenende, nur montags, mittwochs und freitags, egal. Jedes kleine bisschen ist besser als nichts und ich finde ein schwarz/weiß Denken, das einen letztlich wieder blockiert oder komplett darauf zu verzichten lässt, ist absolut nicht hilfreich. Auch unsere Familie hat nur Teilzeit Stoff gewickelt. Unsere Fremdbetreuung akzeptiert beispielsweise keine Stoffwindeln und unterwegs ist es oft bequem auf Wegwerfwindeln zurückzugreifen. Wir sind also sicher nicht die super-Vorbildfamilie, aber es ist besser als nichts. Also: lieber unperfekt und unvollständig als gar nicht.

Ich kann es euch also wirklich nur ans Herz legen, mal auszuprobieren. Es gibt Stoffwindelberatungen, Testpakete und Online-Flohmärkte, Stoffwindel scheinen sich derzeit zu einem richtigen Trend zu entwickeln, was ist persönlich total cool finde, vor einigen Jahren war das noch eine richtige Öko-Nische.

Ich hoffe ich habe die eine oder andere Mama oder Papa neugierig gemacht. Lass mich gerne wissen, ob du schon einmal Stoffwindeln ausprobiert hast und wie du damit zurechtgekommen bist, ich bin gespannt was du zu erzählen hast!

Bis bald,

Dr. Mama

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert